Versions-Wirrwarr von Windows 10 entschlüsseln

30. August 2017

Innerhalb der letzten zwei Jahre wurden immer wieder „neue“ Versionen von Windows 10 vorgestellt. Inzwischen ist noch die Variante „Windows 10 Pro for Workstations“ hinzugekommen. Doch welche Unterschiede bestehen zwischen den unterschiedlichen Versionen, welche Variante sollen die Systembetreiber im Unternehmen einsetzen? Das Lab-Team von NT4ADMINS entwirrt die inzwischen auf über zehn Varianten angewachsene Versionsvielfalt.

Zunächst hatten die Systembetreuer den Eindruck, Microsoft verfolge bei der Einführung von Windows 10 eine klare Strategie der Vereinfachung. Denn mit dem Konzept eines einzigen Windows-Client-Kernels, auf dem alle Varianten basieren, gehen unterschiedliche Vorteile einher. So kann Microsoft bei einer gemeinsamen Code-Basis einfacher reagieren, falls Sicherheitsprobleme oder Bugs bekannt werden – müssen diese doch nur für „einen Quellcode“ angepasst werden.

Danach lassen sich die Änderungen auf die unterschiedlichen Versionen verteilt werden. Man könnte meinen, dass Microsoft aus der Windows-Vergangenheit gelernt hat. Verunsicherten doch schon zu Zeiten von Windows Vista zu viele unterschiedliche Varianten die Kunden. So mussten sich die Privatanwender damals zwischen den folgenden Möglichkeiten wählen:

  • Vista Starter,
  • Vista Home Basic,
  • Vista Home Premium,
  • Vista Business,
  • Vista Enterprise und
  • Vista Ultimate.

Diese Fülle an unterschiedlichen Varianten mit unterschiedlicher Software-Ausstattung sorgte eher für Verwirrung. Bei den folgenden Windows-Editionen (Windows 7, Windows 8 beziehungsweise Windows 8.1) versuchte Microsoft die Anzahl der unterschiedlichen Editionen einzugrenzen, bei Windows 8 wurde dies auf insgesamt vier Editionen begrenzt:

  • Windows 8,
  • Windows 8 Pro
  • Windows 8 Enterprise und
  • Windows 8 RT.

Bei Windows 10 wird an dieser Stelle ein Rückschritt sichtbar, denn mit der aktuell hinzugekommenen Variante „Windows 10 Pro for Workstations“ beläuft sich die Anzahl der unterschiedlichen Editionen auf insgesamt zehn Stück:

  • Windows 10 Home,
  • Windows 10 Enterprise,
  • Windows 10 Education,
  • Windows 10 IoT,
  • Windows 10 Mobile,
  • Windows 10 Mobile Enterprise,
  • Windows 10 Pro,
  • Windows 10 Pro for Business,
  • Windows 10 Pro for Workstations und
  • Windows 10 S

Die letztgenannten drei Varianten kamen 2017 hinzu. Welche Variante sollten die Systembetreuer nun im Unternehmen einsetzen? Hierbei kommt es vor allem auf den Funktionsumfang an – sprich ist die Version überhaupt für den Unternehmenseinsatz konzipiert?

Varianten wie etwa Windows 10 Home oder die Mobile-Varianten fallen somit für den „klassischen“ Desktop durch das Raster. Die Education-Edition ist für Bildungseinrichtungen konzipiert, und daher lizenzrechtlich nicht für „normale“ Firmen freigegeben. Die Mobile- und IoT-Editionen, sowie die Home-Variante fällt für die Arbeitsplätze der Mitarbeite in den Fachhabteilungen ebenfalls weg. Folglich bleiben im Prinzip nur die folgenden Versionen für den Firmeneinsatz übrig:

  • Windows 10 Pro,
  • Windows 10 Enterprise,
  • Windows 10 Pro for Business,
  • Windows 10 Pro for Workstations und
  • Windows 10 S.

Windows 10 Pro eignet sich auf den ersten Blick für den Einsatz in den Unternehmen. So lassen sich diese Systeme problemlos ins Active Directory einfügen, und Gruppenrichtlinien verteilen. Allerdings bietet diese Variante bestimmte Einschränkungen, etwa können die Systembetreuer nicht alle verfügbaren Gruppenrichtlinien bei der Pro-Version einsetzen (etwa den Windows Store deaktivieren). Somit kann diese Variante unter Umständen ausgeschlossen werden.

Windows 10 Enterprise zieht auf die Clients der Mitarbeiter in den Fachabteilungen ab – sprich auf „normale“ Büro-PCs und ähnliche Geräte.  Zudem sind hier Features wie „Branch Cache“, oder die Verzögerung von Updates (per Long Time Servicing Branch, LTSB) mit an „Bord“. Auch sämtliche Gruppenrichtlinien sind (im Gegensatz zur „Pro-Version“) vorhanden. Zudem vervollständigen Features wie etwa „Device Guard“, „Enterprise Data Protection (EDP)“ und „Microsoft Passport for Enterprise“ die Sicherheit im Unternehmen.

Bild
Bild 2. Wird deutlich mehr Rechenleistung benötigt, kann „Windows 10 Pro for Workstations“ auf entsprechend leistungsfähiger Hardware eingesetzt werden (Quelle: Microsoft).

Bei Windows 10 Pro for Business gleicht Microsoft die Pro-Version an die Enterprise-Funktionen an. Ähnlich wie bei der „normalen“ Enterprise Version lassen sich ebenfalls alle verfügbaren Gruppenrichtlinien aktivieren, sowie Feature-Updates verzögert einspielen – dies ist bei „Pro“ nur eingeschränkt möglich.

Ein ähnliches Bild bietet sich bei „Windows 10 Pro for Workstations“, allerdings zielt Microsoft mit dieser Variante auf die leistungsstärksten Systeme in den Unternehmen, etwa CAD-Workstation, oder Systeme mit sehr viel Rechenleistung und Speicherkapazität. Diese sollen zudem in den Genuss der aktuellsten Treiber und Funktionen kommen, damit die Mitarbeiter das „Maximum“ aus ihren Workstations „herausholen“ können. Zudem werden auch Vier-Sockel-Mainboards und eine hohe DRAM-Speichermenge (6 TByte) unterstützt. Auch lassen sich Funktionen wie SMB Direct Network Adapter oder das Dateisystem „ReFS“ einzusetzen.

Windows 10 S steht als ein „Spezialfall“ etwas abseits. Denn bei dieser Variante ist es nicht möglich, „normale“ Programme und Anwendungen zu installieren. Bei dieser Version stehen nur Apps aus dem Windows-Store (beziehungsweise aus dem Unternehmensinternen Store) zur Verfügung. Auf diese Weise können die IT-Verantwortlichen den Software-Zustand auf den Clients sehr genau unter Kontrolle behalten.

Zusammenfassung:

Welche Version ist nun „die Richtige“ für den Einsatz im Unternehmen? Dies lässt sich in der Regel  nicht pauschal beantworten. Denn es stehen unterschiedliche Windows-10-Editionen für die verschiedenen Anforderungen bereit. Dies ist zwar auf der einen Seite wichtig, um für unterschiedlichen Anwendungsbereich gerüstet zu sein, Auf der anderen Seite erschwert Microsoft die Verteilung durch zu viele unterschiedliche Varianten. Somit basieren zwar die einzelnen Windows-10-Editionen auf demselben Betriebssystemkern, aber trotzdem sind (zu) viele unterschiedliche Wahlmöglichkeiten vorhanden. Somit bleibt den Systembetreuern und IT-Verantwortlichen nichts weiter übrig, als eine genaue Analyse der Anforderungen vorzunehmen, um  die passende Windows-Variante auszuwählen. Wird auf der Client-Seite sehr viel Rechenleistung und (Haupt-) Speicher benötigt, können die Systembetreuer in Zukunft auf die neu hinzugekommen Version „Windows 10 Pro for Workstations“ setzen. Schließlich werden hier bis zu vier physikalische CPUs und bis zu sechs TByte an DRAM unterstützt.

Florian Huttenloher

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