VMworld 2012: Alles neu für die Wolke

28. August 2012

Eine neue Version der eigenen Software, eine riesige Menschenmenge und eine Art Übergabe des Staffelstabes auf der Bühne: VMware inszenierte die alljährliche Veranstaltung VMworld dieses Jahr in San Francisco als großes Ereignis. Auch beim Lizenzmodell gab es wiederum eine Änderung, die vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen wurde. Aber die größte Neuerung war ohne Zweifel die Vorstellung der vCloud Suite 5.1, mit der nun die Erstellung eines Software Definied Datacenters möglich sein soll.

Es war so etwas wie eine symbolische Übergabe der Firma auf offener Bühne: Wie schon in den Jahren zuvor, eröffnet auch dieses Jahr wieder CEO Paul Maritz die alljährliche Hausmesse VMworld. Doch es war zugleich auch ein Abschied: Nach vier Jahren an der Spitze der Virtualisierungsspezialisten übergibt Maritz demnächst die Leitung der Firma an den Ex-Intel-Mitarbeiter Pat Gelsinger, in den letzten Jahren als President and COO (Chief Operating Officer) Chief  EMC Information Infrastructure Products bei der VMware-Mutterfirma tätig. Er führte dann durch den Großteil der Keynote, die vor der eindrucksvollen Kulisse von mehr als 20 000 Teilnehmern im Moscone Center in San Francisco stattfand.

Keine vRAM-Lizenzierung mehr bei VMware…

Der auf der Bühne als „Almost CEO“ titulierte Gelsinger hatte dann auch die Ehre, die Verlautbarung zu machen, die bei den Zuschauern vor Ort in Amerika die größte Begeisterung hervorrief: Die erst im letzten Jahr auf der VMworld vorgestellte und eingeführte Lizenzierung via „vRAM“ (dem Kunden stand hier jeweils eine bestimmte Menge an virtuellem Speicher zur Verfügung, für die er entsprechend zahlen musste) wird nun sofort wieder abgeschafft.

Dieses Lizenzmodell hatte zunächst für Verwunderung und dann für wohl relativ heftige Kritik der VMware-Kunden gesorgt, auch wenn Martin Niemer – Solution Manager CEMEA bei VMware in Deutschland – im Gespräch versicherte, dass seines Wissens nach kein Kunde durch dieses Lizenzmodell mehr Geld für zusätzliche Lizenzen hätte ausgeben müssen. Trotzdem war diese Vorgehensweise bei den Kunden wohl sehr unbeliebt, so dass sich die Firma entschlossen hat, wieder zu einer Lizenzierung pro Prozessor zurückzukehren. Dabei ist es auch ganz gleich, so Niemer weiter, wie viele Kerne eine solche CPU besitzt, es wird nun pro CPU-Sockel abgerechnet.

Das „softe“ Rechenzentrum: vCloud Suite 5.1

Das Kernstück der Ankündigungen war aber sicher die neue Version der hauseigenen Virtualisierungsplattform vSphere 5.1. Sie ist dann auch die Basis der neuen Vision von VMware, die den Namen vCloud Suite 5.1 trägt und sowohl die Cloud-Infrastruktur als auch die entsprechenden Managementprodukte beinhaltet. Ergänzt wird dieser Lösungsansatz dann noch durch ein Partner-Ökosystem. Damit sollen dann Unternehmen weitaus schneller in der Lage sein, Cloud-Techniken schneller und somit auch produktiver zum Einsatz zu bringen – so jedenfalls das Versprechen von Paul Maritz, der diese Idee als einen „mutigen Schritt in Richtung Vereinfachung der IT“ bezeichnete.

Diese Suite soll den Einsatz sogenannter Software Definied Datacenter als Grundlage von Cloud Computing möglich machen. Eine solche Architektur ist dann laut VMware dazu in der Lage, alle Hardware-Ressourcen zu abstrahieren, was auch so wichtige Teile wie die Netzwerk-Infrastruktur betrifft. Aber auch die damit verbundenen Verfügbarkeits- und Security-Dienste gehören zu diesem Gesamtpaket, was den Nutzern eines solchen Software-Rechenzentrums die Möglichkeit bieten soll, ihr eigenes virtuelles Rechenzentrum mit Hilfe einer Sammlung von virtuellen Rechen-, Speicher-, Netzwerk- und natürlich auch Sicherheits-Ressourcen zusammenzustellen.

Die Bestandteile der VMware vCloud 5.1 im Überbblick

Die VMware vCloud Suite 5.1 umfasst grundsätzlich die folgenden Bestandteile:

  • vSphere 5.1: Die eigentliche Virtualisierungslösung in ihrer aktuellsten Ausprägung bleibt die Grundlage der VMware-Vision. Sie wird VMs mit bis zu 64 virtuellen CPUs unterstützen. Die wichtige Funktion VMware vMotion wurde dabei so erweitert, dass sich VMs nun auch ohne Shared Storage in Echtzeit migrieren lassen. Neu ist in vSphere 5.1 zudem die Funktion VMware vSphere Data Protection. Sie ermöglicht einfachere VM-Backups, -Recovery und -Replikationen. Für einen kostengünstigen Disaster-Schutz wurde außerdem VMware vSphere Replication integriert. Auch die Sicherheitsschnittstelle vShield Endpoint, die Kunden zuvor  separat erwerben mussten, wird nun direkt integriert. Zudem hat der Hersteller auch den vSphere Distributed Switch ausgebaut, der nun unter anderem auch mit der Fähigkeit zur Unterstützung von bis zu 500 vernetzten Hosts pro Distributed Switch aufwarten kann. Mit neuen „Health-Checks“ für das Netzwerk, Konfigurations-Backup- und Restore-, Roll-Back- und Recovery-Funktionen soll er zudem die Bereitstellung, die laufende Verwaltung und die Fehlerbehebung virtueller Netzwerke deutlich erleichtern können.
  • vCloud Director 5.1: Hierbei handelt es sich um ein Werkzeug, mit dessen Hilfe die Orchestrierung der sogenannten Software-Definied Datacenter Services sehr schnell und einfach möglich werden soll. Hier geht es um virtualisierte Dienste, die gebündelt und automatisiert werden und so dem Administrator zur Erstellung seines virtuellen Rechenzentrums (VDC – Virtual Datacenter) zur Verfügung stehen: Dabei werden sowohl die Bereich Storage und Netzwerk als auch Sicherheit und Verfügbarkeit des Rechenzentrums erfasst. Die Skalierbarkeit des Produkts vCloud Director soll in dieser Version ebenfalls deutlich erweitert worden sein, um „elastischere virtuelle Rechenzentren“ zu ermöglichen. Diese sollen dann bis zu 30 000 virtuelle Maschinen unterstützen können. Erweiterte Schnittstellen (APIs) und Frameworks sollen es den Kunden zudem ermöglichen, sich mit einer breiten Palette von Infrastruktur-Diensten zu verbinden, die von Drittanbietern zur Verfügung gestellt werden.
  • vCloud Networking und Security 5.1: Einen ganz wichtigen Teil nehmen hier dann auch die Bereich Netzwerke und Sicherheit ein – die VMware-Manager sprechen in diesem Zusammenhang sogar von einer „Neudefinition des Netzwerks“. So sollen die Kunden nun dazu in die Lage versetzt werden, virtuelle Netzwerke und Switches dynamisch zu erstellen. Diese logischen Netzwerke sind dann laut VMware komplett von der physischen Netzwerk-Hardware entkoppelt und somit entsprechend unabhängig und flexibel. Die Software soll dazu in der Lage sein, den Netzwerkverkehr zwischen den Anwendungen, die der gleichen Organisation gehören, zu isolieren. Dies soll zudem unabhängig von physischen Netzwerk-Beschränkungen oder –Grenzen möglich sein. Durch die Schaffung eines Pools von Netzkapazitäten auf jeder beliebigen Netzwerk-Hardware soll vCloud Networking und Security dann problemlos zehntausende von isolierten virtuellen Netzwerken unterstützen können. Die Lösung verbindet dabei das Vxlan-Protokoll mit VMware vShield Edge und den Applikations-Sicherheits-Diensten. Auf diese Art soll eine umfassende Lösung zur Netzwerk-Virtualisierung bereitgestellt, die virtuelles Switching und virtualisierte Layer-4-7-Services ermöglicht. Die Integration von Netzwerk- und Security-Lösungen von Drittanbietern wird dabei ebenfalls unterstützt.
  • vCenter Site Recovery Manager 5.1: Dieser Teil der Suite soll die Disaster Recovery-Planung vereinfachen dabei mittels automatisierter Test- und Planungsabläufe für vorhersehbare Recovery-Szenarien sorgen können. Auf diese Weise will VMware die Verfügbarkeit und schnelle Wiederherstellung von Anwendungen im Software-Defined Datacenter gewährleisten. Die Software unterstützt dabei Migrationen innerhalb der Rechenzentren und hilft bei der Desaster-Vermeidung. Sie ist laut Aussagen von VMware auch problemlos mit vSphere Replication und den Replikationslösungen der VMware-Partner integrierbar. Auch hier steht ein „Technical Whitepaper“ zu den neuen und erweiterten Features der Lösung auf den Web-Seiten von VMware zum Download bereit.

Da die Rechenzentren in der Sicht von VMware immer stärker via Software gesteuert werden, ist es dann gerade für große Firmen wichtig, diese Zentralen einfach und hochgradig automatisiert betreiben zu können. Auch diesem Grund gehören dann zur vCloud Suite zusätzlich noch diese Komponenten: der vFabric Application Director, die vCenter Operations Management Suite und der vCloud Connector.

Mit Hilfe dieser Softwarekomponenten sollen Anwendungen schneller bereitgestellt und Workloads auch zwischen verschiedenen Clouds bewegt werden können. Sie sollen dabei eine intelligente Automatisierung der Kapazitätsplanung sowie Performance- und Compliance-Management ermöglichen.

Neue Consulting-Dienste, Verfügbarkeit und Preise

Mit dem neuen als Cloud Ops Intellectual Property (IP) bezeichneten Programm bietet die Virtualisierungs-Firma zudem neue Beratungs-, Transformations- und Schulungs-Services an. Laut Aussagen von VMware basierend ist aus den jahrelangen Virtualisierungs- und Cloud-Erfahrungen bei zahlreichen Kundenprojekten weltweit dann Cloud-Ops als neues Geschäftsmodell entstanden. Weiterhin verspricht der Hersteller, dass sich auf diese Weise das Verhältnis zwischen VMware und seinen Kunden hin zur Rolle eines strategischen Partners der Unternehmen ändern soll. Diese Dienste und Weiterbildungsangebote stehen sofort zur Verfügung stehen, sollen aber im nächsten Jahr noch deutlich weiter ausgebaut werden. Eine ausführliche Schilderung dieser Dienste steht in englischer Sprache auf der Web-Seite von VMware bereit.

Verfügbar wird die VMware vCloud Suite 5.1 voraussichtlich ab dem 11. September 2012 in drei Editionen sein:

  • Standard,
  • Advanced und
  • Enterprise.

Sie wird dabei dann die folgenden Produkte beinhalten: VMware vSphere Enterprise Plus, VMware vCloud Director, VMware vCloud Connector, VMware vCloud Networking and Security, VMware vFabric Application Director, VMware vCenter Operations Management Suite und VMware vCenter Site Recovery Manager.

Ein Whitepaper in englischer Sprache listet die genauen Unterschiede der einzelnen Editionen auf und verdeutlicht auch die Upgrade-Pfade detailliert. Es steht ebenfalls auf den Seiten von VMware zum direkten Download bereit.

Frank-Michael Schlede

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