Virtualisieren des Lync Server 2013

6. Dezember 2012

Es ist an der Zeit, dass Microsoft den Einsatz von Lync in einer virtuellen Umgebung unterstützt. Bisher war es beim Lync Server 2010 noch recht problematisch, vor allem wenn es um die Sprache- und Videoübertragung ging, musste man auf physische Systeme setzen. Das wird beim Lync Server 2013 nun anders: Nun lassen sich alle Serverrollen in einer virtuellen Umgebung abbilden – das spart Unternehmen viel Geld beim Hardwarekauf. Daher steht jetzt auch dem Einsatz auf den Virtualisierungs-Plattformen vSphere und Hyper-V nichts mehr im Weg.

Heutzutage verfolgen viele Unternehmen den Ansatz, neue Server in erster Linie in einer virtuellen Umgebung zu betreiben. Diese Vorgehensweise wird sich stimmt auch auf den Lync Server beziehen, der mittlerweile als Version 2013 zur Verfügung steht. Bei der „Virtualisierung“ von Lync Server 2013 sind einige Aspekte zu beachten.

Wer in die Lync-Technologie einsteigt, bei dem lässt sich die grundlegende Arbeitslast – wie Instant Messaging, Präsenzinformationen, Konferenzfunktionalität und das Application Sharing – gut in einer virtualisierten Umgebung betreiben. Doch die Funktionalität der Sprachübertragung war bisher keine Last, die man in einer virtualisierten Umgebung betreiben sollte.

Mit dem Lync Server 2013 ändert sich das Spiel – auch alle zur Sprachfunktionalität gehörenden Rollen eignen sich für die Virtualisierung. Allerdings sollte man sich einige Gedanken machen, wie eine virtuelle Lync-Umgebung aufgesetzt werden soll, damit alle Anforderungen – vor allem an die Hardware und an das Netzwerk – auch erfüllt werden.

Hardware- und Netzwerkkonfiguration

Zwei wichtige Überlegungen für den Betrieb von Lync Server 2013 in einer virtualisierten Umgebung betreffen das Host-Betriebssystem und die Gastbetriebssysteme in den virtuellen Maschinen (VMs). Für beide Einsatzfelder – den physischen und den virtuellen Host – eignen sich der Windows Server 2012 und Windows Server 2008 Release 2.

Beim Lync Server 2013 ist es möglich, das Host-Betriebssystem und die Betriebssysteme in den VMs in einer gemischten Konfiguration zu betreiben. So können Unternehmen zum Beispiel als Virtualisierungs-Host auf Windows Server 2013 (beziehungsweise die zugehörige Version des Hyper-V) setzen und darauf mit VMs arbeiten, in denen Windows Server 2008 Release 2 als Gastbetriebssystem zum Einsatz kommt.

Aber auch die umgekehrte Konstellation (Hyper-V auf der Basis von Windows Server 2008 Release 2) ist möglich. Zudem wird auch vSphere als Virtualisierungs-Plattform unterstützt. Die folgenden Spezifikationen verdeutlichen die grundlegenden Hardware-Anforderungen für die Virtualisierung:

  • Server-Hardware: ein für den Einsatz in Unternehmen konzipierter Server mit mindestens zwei Prozessorsockeln ist nötig.
  • Als Prozessor sollte eine CPU zum Einsatz kommen, die mindestens über 24 Prozessorkerne verfügt.
  • Als Netzwerkschnittstellen sind mindestens zwei 1-Gigabit-Ethernet-Adapter nötig (besser 10 Gigabit-Ethernet-Adapter).
  • Der Arbeitsspeicherausbau sollte mindestens 32 GByte betragen – dazu kommen weitere vier GByte für jede zusätzliche Serverrolle, die das System, ausführt.

Zudem darf man den Durchsatz des Netzwerks und die Verzögerung nicht außer Acht lassen, denn beim Lync Server handelt es sich um eine Echtzeit-Kommunikations-Applikation, die eine optimale Netzwerkkonfiguration benötigt. Vor allem wenn man die Sprachübertragung ohne Qualitätseinbußen ausführen möchte, ist eine hohe Netzwerkbandbreite und ein geringes Delay (also eine geringe Signalverzögerung über die komplette Übertragungsstrecke) sehr wichtig. Eine Arbeitslast auf einem Lync Server, bei der Sprach- und Videoinformation zu übertragen ist, kann eine Netzwerklast von bis zu 500 MBit/s betragen. Zudem stehen die Netzwerkbedingungen und die Eigenschaften der Server in einem engen Wechselspiel.

Die physischen Server, die VMs beherbergen, in denen die Lync-Serverrollen laufen, müssen mindestens einen Netzwerkadapter haben, der allein für die virtuellen Lync-Serverrollen zuständig ist. Wenn auf einem Host-Server mehrere VMs laufen, von denen jede für eine Sprach-/Video-Arbeitslast zuständig ist (das wird der Normalfall sein), dann muss der betreffende Netzwerkadapter diesen Datentransfer auch abwickeln können. Sollte das nicht der Fall sein, wird es zu einer sehr unterschiedlichen und generell geringeren Qualität bei der Sprachübertragung über den Lync Server kommen.

Beim Lync Server 2013 besteht standardmäßig die Option, sich Statistiken über das IM, die Konferenzfunktionalität, das Application Sharing sowie die Sprachübertragung zu erstellen. Dazu wurde die „Monitoring Rolle“ auf den Lync Front End Server gelegt. Daher muss man keine zusätzliche Hardware aufwenden, um die Fähigkeiten des Monitorings zu nutzen. Viele der standardmäßig verfügbaren Berichte, die für die Sprach- und Video-bezogenen Lasten vorgefertigt bereit stehen, zeigen Informationen über die Sprachqualität an.

Damit kann der Administrator recht schnell die passenden Aktionen anstoßen, um für die Aktionen der Endanwender eine höhere Qualität bereitzustellen – in Neudeutsch eine bessere "User Experience" anzubieten. Das können Lösungen sein wie das Austauschen der Headphones bei den Anwendern oder das Installieren von anderen Netzwerkadaptern, um so den Datendurchsatz zu erhöhen.

Unterstützte Technologie

Es gibt aber auch einige Einschränkungen zu beachten, wenn es um den Einsatz von virtuellen und physischen Servern in einem Pool geht: Eine derartige Konstellation – in einem Lync-Pool – wird nicht unterstützt. Man kann keine Front End Server in einer VM und andere Front End Server als physische Systeme in selben Pool betreiben. Das Backend mit dem Microsoft SQL Server ist in diesem Szenario außen vor: Das bedeutet, man kann sehr wohl virtuelle Front End Server betreiben und eine physische Instanz eines SQL Server als Backend einsetzen.

Beim Lync Server lassen sich die folgenden Serverrollen virtualisieren:

  • Lync Enterprise Edition Server: das können mehrere Server sein, die sich um die typische Arbeitslast bei Lync kümmern, sie können auch in einem Pool zusammengefasst sein, um eine höhere Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit zu garantieren.
  • Back End SQL Server: Der Backend-Server für die Datenbanken, die Lync benötigt.
  • Lync Standard Edition Server: Ein einzelner Lync-Server, der alle Arbeitslasten aufnimmt (darunter auch die des Monitoring Servers, damit kann Lync dann auch detaillierte Einträge über die Anrufe führen).
  • Director Server: Mit dieser Rolle lassen sich besonders sichere Umgebungen aufbauen, denn sämtlicher Verkehr wird durch diesen Bezugspunkt geleitet und kann dort auch gefiltert werden.
  • Persistent Chat Server: Damit lassen sich persistente IM-Sitzungen für die Anwender bereitstellen.
  • Edge Server: Diese Rolle ist dafür verantwortlich, dass entfernte Benutzer am IM, an den Konferenzfunktionen und an der „Enterprise Voice“-Funktionalität teilnehmen dürfen.

Zudem darf man nicht vergessen, dass ein laufendes Backend mit dem SQL Server unbedingt nötig ist. Wenn man diesen SQL Server auch in einer virtuellen Umgebung betreibt, sollte man sicherstellen, dass keine weiteren Applikationen auf dem zugehörigen Host laufen.

Byron O. Spurlock

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