Netzwerkmarkt: Der Marktführer steht unter Druck durch HPE und Huawei

16. März 2017

Wohl dem, der in Fernost, insbesondere in China, gut aufgestellt ist. Während sich der Netzwerkmarkt in Westeuropa und den USA konsolidiert und Unternehmen ihre IT-Infrastrukturen langsam und vorsichtig auf eine neue Basis stellen, boomt der asiatische Markt wie in besten Zeiten.

Laut IDC wuchs der weltweite Markt für Datacenter-Networking im letzten Jahr um 2,4 Prozent auf 24,4 Milliarden Dollar, allerdings mit starken regionalen Schwankungen. Den Ton geben inzwischen Märkte wie China, Indien und der Mittlere Osten an.

Marktführer Cisco musste in den letzten Jahren immer mehr Federn lassen. Laut IDC schloss Cisco das Kalenderjahr 2016 im Bereich Switching mit einem Marktanteil von 57 Prozent ab, was einen Verlust von 3,7 Prozentpunkten gegenüber 2015 bedeutet. Vor allem in China verliert Cisco zunehmend an Boden. Obwohl seit vielen Jahren präsent und grundsätzlich sehr gut aufgestellt, machen Cisco zwei einheimische Hersteller schwer zu schaffen – Huawei und H3C, bzw. New H3C.

Ein Grund für Ciscos Marktanteilverlust dürfte der starke Preisverfall sein, der primär von Ciscos Konkurrenten angetrieben wird. "Während der Switching-Markt eine gewisse Reife im Bereich 1GbE bis 10GbE erreicht hat, ist eine schnellere Migration der Unternehmen auf höhere Geschwindigkeiten zu geringeren Preisen pro Port zu beobachten, insbesondere im Rechenzentrum", sagt IDC-Analyst Rohit Mehra. "Zwar wächst die Gesamtzahl der verkauften Geräte nach wie vor, doch der Markt lebt zunehmend von den Umsätzen im High-Speed-Segment." Laut Gartner könnte ein weiterer Grund in Ciscos proprietärer Technik liegen, die Kunden langfristig eine Festlegung auf Cisco-Produkte abverlangt und angesichts der starken Konkurrenz zunehmend unattraktiv erscheint.

Unterdessen hat sich Huawei von einem lokalen zu einem weltweiten Player gemausert, der in den letzten Jahren viel in seine internationale Präsenz und in die Qualität seiner Produkte investiert hat. Vor allem seine Router-Technologie hat ihn auch bei internationalen Providern wie der Deutschen Telekom hoffähig gemacht. Doch auch im Bereich Ethernet-Switching ist Huawei inzwischen zu einer festen Größe im Datacenter geworden. Ende letzten Jahres erreichte der Marktanteil von Huawei im Switching-Markt satte 9,9 Prozent.

Hewlett-Packard Enterprise (HPE), die bisherige Nr.2 im Networking-Markt, scheint an Boden zu verlieren, wahrscheinlich jedoch nur auf den ersten Blick. Laut IDC betrug der Marktanteil von HPE im Bereich Networking Ende 2016 nur noch 5 Prozent. Das dürfte jedoch zum Großteil daran liegen, dass HPE letztes Jahr 51 Prozent seiner chinesischen Tochter H3C in ein Joint-Venture mit Tsinghua Holdings ausgelagert hat, die jetzt unter dem Namen "New H3C" firmiert und die gesamte Bandbreite von HPEs IT-Infrastrukturprodukten im chinesischen Markt anbietet. Leider weist IDC die Marktanteile von New H3C nicht getrennt aus.

Dieser Schachzug, der im 2. Quartal 2016 formal vollzogen wurde (daher der Knick in HPEs Marktanteil ab Q2/2016 im IDC-Chart), dürfte jedoch nach Einschätzung von Gartner langfristig für HPE ebenso vorteilhaft ausfallen wie der Kauf von Aruba Networks 2015. Aruba-Produkte wie ClearPass oder Meridian haben sich inzwischen zu einer tragenden Säule in HPEs Produktlinie entwickelt. "HPE unterhält nach wie vor ein starkes Networking-Portfolio mit einer Mischung aus selbstentwickelten sowie gemeinsam mit Partnern wie H3C entwickelten Produkten, die die Bedürfnisse von fast jedem Unternehmen befriedigen können", schrieb Gartner in seinem letzten Bericht zum Netzwerkmarkt.

Jannis Moutafis

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