Die Migration auf Sharepoint 2010, Teil 1

14. März 2011

Auch wenn die Version 2010 des Sharepoint-Server schon eine Weile auf dem Markt ist, steht diese Migration doch vielen IT-Verantwortlichen und Administratoren noch bevor. Unser Autor konzentriert sich in diesem Beitrag darauf aufzuzeigen, welche Aspekte bei einer Migration einer älteren Sharepoint-Umgebung wichtig sind und wo potenzielle Fallstricke diese negativ beeinflussen können.

Bild 1. Mit Hilfe des Tools „Stsadm“kann ein Administrator einen Bericht erstellen, der ihn vor Stolperfallen bei der Migration warnt.

Ohne Frage ist Sharepoint das Microsoft-Produkt, das in den letzten Jahren das größte Wachstum erlebt hat. Hatte der Softwareriese doch zuvor kaum ein Produkt, das so viele Features zu bieten hat, die heute für die Kommunikation innerhalb der Unternehmen benötigt werden. Mit der Version 2010 soll diese Erfolgsgeschichte fortgesetzt werden. Obwohl es schon seit einiger Zeit zur Verfügung steht, arbeiten viele Unternehmen und ihre IT-Abteilung heute noch mit dem Vorgänger Microsoft Office Sharepoint Server (MOSS) 2007 oder setzen auch die kostenlosen Sharepoint-Dienste Windows Sharepoint Services (WSS) 3.0 auf dem Windows Server 2003 ein.

So wollen und müssen sich viele IT-Verantwortliche nun darauf vorbereiten, den Umstieg auf die 2010-Version des Sharepoint-Servers in Angriff zu nehmen. Diese aktuelle Version hat zunächst einmal eine ganze Reihe von Verbesserungen beispielsweise in Bezug auf Geschwindigkeit und die Möglichkeiten für die Anwender zu bieten. Sie stellt aber auch für erfahrene IT-Profis, die ihre bestehende Sharepoint-Umgebung auf dieses neue Release bringen wollen, eine große Herausforderung dar: Neue Voraussetzungen für die benötigte Hard- und Software, deutliche Veränderungen in der grundlegenden Architektur und ebenso so signifikante Veränderungen in der Oberfläche verlangen nach einem guten und stabilen Migrationspfad. Auch entsprechend gut vorbereitete Testläufe sollten eingeplant werden, damit ein solcher Umstieg möglichst reibungslos ablaufen kann.

Unser Autor Randy Williams will in diesem Artikel keine Schritt-für-Schritt-Anleitung darstellen, die jeden Schritt des Umstiegs detailliert aufführt. Ihm geht es hier darum, die wichtigsten Aspekte einer solchen Migration herauszuarbeiten und auch vor entsprechenden Fallstricken und Problemen zu warnen, die dabei auftauchen können.

Ein erster Schritt: Vorbereitung der Migration

Wer sich auf eine Migration zu Sharepoint 2010 vorbereitet, sollte zunächst einen Blick auf die veränderten Voraussetzungen in Bezug auf Hard- und Software werfen: Der Sharepoint-Server 2010 steht ausschließlich in einer 64-Bit-Version zur Verfügung und verlangt als Basis einen Windows Server 2008 mit SP2 oder das R2-Release des Windows Servers 2008. Auf dem Backend-System muss auch eine 64-Bit-Version des SQL-Servers vorhanden sein. Unterstützt werden dabei die Releases 2005 SP3, 2008 SP1 und 2008 R2 des Datenbank-Servers.

Weiterhin müssen das DotNet-Framework in der Version 3.5 SP1 und einige weitere Softwarekomponenten vorhanden sein – auf den Technet-Seiten ist eine genau Aufstellung aller Voraussetzungen zu finden.

Eine weitere Schlüsselvoraussetzung, die leider allzu oft übersehen wird, besteht darin, dass eine bestehende Sharepoint-Farm zunächst einmal mittels Patches mindestens auf den Stand MOSS 2007 SP2 gebracht werden muss, bevor ein Update auf Sharepoint 2010 möglich ist! Administratoren, die feststellen wollen, ob ihre Sharepoint-Installation zu einem direkten Upgrade auf die 2010-Version in der Lage ist, können dies einfach feststellen. In der Konsole der zentralen Administration des Servers verrät ein Blick auf die Versionsnummer die benötigten Daten: Ist die dort angezeigte Versionsnummer kleiner als 12.0.0.6421, so ist zu mindestens ein Upgrade auf SP2 notwendig.

Hier ist ein weiterer Hinweis wichtig: Wer in seinem Netzwerk noch den Sharepoint Portal Server 2003 (SPS) einsetzt, muss zunächst ebenfalls eine Migration auf MOSS 2007 durchführen, bevor er den nächsten Migrationsschritt auf Sharepoint 2010 in Angriff nehmen kann. Microsoft stellt dazu in einen der vielen Blogs einen detaillieren Artikel mit dem Titel:

Planning for Upgrade from SharePoint Portal Server 2003 to SharePoint Server 2010“ zum Download zur Verfügung.

Bild 2. Das Vorbereitungstool von Sharepoint 2010: Es sorgt dafür, das die Softwarevoraussetzung auf dem Zielsystem erfüllt sind.

Ein Check vor dem Upgrade…

Mit dem SP2 für Sharepoint (und noch einmal verbessert mit dem kumulativen Update vom Oktober 2009) stellt Microsoft für das Werkzeug „Stsadmin“ eine neue Funktion zur Verfügung, die bei einem Upgrade auf die Version 2010 hilfreich ist. Diese wird als „Pre-Upgrade Checker“ bezeichnet und dient dazu, einen Kompatibilitätsbericht vor einem Upgrade zu liefern. Der Autor empfiehlt aus seiner eigenen Projekterfahrung heraus unbedingt, dieses Werkzeug auf den aktuellen Sharepoint-Farmen einzusetzen, falls ein solches Upgrade geplant ist.

Das Werkzeug überprüft den Gesamtzustand der Farm und benennt die Bereiche, die ein Administrator vor einem Upgrade bearbeiten sollte. Unter den Gesamtzustand fallen dabei solche Bereiche wie der Status der verschiedenen Komponenten, die Features, die Site-Definitionen und Inhaltsdatenbanken. Die Software stellt dabei fest, ob diese Funktionen erwartungsgemäß und korrekt arbeiten.

Ein Administrator kann dieses Werkzeug direkt von einem Server innerhalb seiner SharePoint-Farm starten. Dabei kann der komplette Erfassung der Daten nur wenige Minuten oder auch einige Stunden in Anspruch nehmen – das hängt natürlich ganz von der Größe der Sharepoint-Farm, der Anzahl der Datenbanken und der allgemeinen Komplexität der entsprechenden Installation ab. Die grundlegende Syntax des Befehls sieht folgendermaßen aus:

stsadm –o preupgradecheck

Dieses Programm nimmt keinerlei Veränderungen auf den bestehenden Sharepoint-Farmen vor. Es kann auch problemlos mehrmals auf der Farm gestartet werden, allerdings sollte der Systembetreuer darauf verzichten, es ausführen wenn auf der Sharepoint-Farm sehr viel gearbeitet wird: Diese Überprüfung bedeutet doch sehr viel zusätzliche Last für die Server. Nach Ablauf des Programms wird ein HTML-Report erstellt, in Bild 1 ist ein solches Beispiel zu sehen, das auf einer Sharepoint-Farm des Autors entstanden ist.

Danach sollten sich die Systembetreuer etwas Zeit nehmen und diesen Report genau durcharbeiten. Sogenannte „Blocking Issues“ oder auch „Failed Issues“ müssen bearbeitet werden, da sie ein erfolgreiches Upgrade verhindern. So war es in unserem Beispiel ein Server, der mit einer 32-Bit-Version des Windows Server 2008 betrieben wurde, was grundsätzlich nicht möglich ist, wenn Sharepoint 2010 zum Einsatz kommen soll. Neben diesen Fehlerberichten enthält der Report aber auch noch weitere nützliche Informationen, die zumeist auch auf entsprechende Online-Artikel mit Lösungsvorschlägen verweisen.

Obwohl es sich bei vielen dieser Informationen und Hinweise nicht unbedingt um gravierende Probleme handelt, können sie doch in vielen Fällen dazu beitragen, das geplante Update zu behindern. Deshalb sollten die Administrationen nach Möglichkeiten suchen, so viele dieser angezeigten Probleme und Hinweise zu lösen, um schon im Vorfeld solche Probleme zu vermeiden. Auf dem Technet von Microsoft steht unter dem Titel: Ausführen der Überprüfung vor dem Upgrade (SharePoint Server 2010) ein ausführlicher Artikel zum Thema „Pre-Upgrade Checker“ bereit.

Ein weiterer sehr wichtiger Vorbereitungsschritt besteht darin, die eigenen speziellen Anpassungen auf der Sharepoint-Farm genauer zu betrachten. Sharepoint bietet sehr viele Möglichkeiten für individuelle Anpassungen – in diesem Fall sollten die Systembetreuer aber vor allen Dingen auf die Anpassungen achten, die Veränderungen an den Dateisystemen der entsprechenden Sharepoint-Server beinhalten. Dazu können eigene Features ebenso gehören wie Definitionen eigener Sites oder Web-Parts.

Auch manuelle Veränderungen an Dateien, die sich im Root-Verzeichnis eines Sharepoint-Servers befinden (C:\Programme\Common Files\Microsoft Shared\Web Server Extensions\12), sollten sehr genau untersucht werden. Weitere Änderungen finden sich dann unter anderem in den „web.config“-Dateien, sicher auch bei Software von Drittherstellern und bei eigenen Sharepoint-Anwendungen. Sharepoint kann auf so viele Arten angepasst werden, dass dies auf keinem Fall eine vollständige Liste darstellt. Auch wenn dies eine sehr umfangreiche Aufgabe für die Systemverwalter darstellt: Diese Punkte sollten unbedingt vor einem Upgrade untersucht werden, denn sie können ansonsten Schwierigkeiten bereiten.

So sollten sich die Administratoren auch fragen, ob sie entsprechende Protokolle besitzen, in denen dokumentiert wurde, welche Änderungen im Lauf der Zeit bereits vorgenommen wurden. Wer eine derartige Dokumentation noch nicht besitzt, sollte sofort damit beginnen! Sie ist schließlich auch in Hinblick auf ein Disaster-Recovery unentbehrlich. Ein nützlicher Tipp ist in diesem Zusammenhang der Hinweis auf das Freeware-Programm „Winmerge“, das über SourceForge bereitgestellt wird. Mit seiner Hilfe ist ein schneller Vergleich des aktuellen Root-Verzeichnisses eines Sharepoint-Servers mit einem nicht modifizierten Verzeichnis möglich.

Im zweiten Teil dieses Artikels, der demnächst hier auf NT4Admins veröffentlicht wird, stellt unser Autor dann die verschiedenen Upgrade-Optionen vor und zeigt, was bei ihrem Einsatz unbedingt beachtet werden sollte.

Randy Williams/ fms

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