VMware vForum 2014 in Darmstadt

4. Juni 2014

Geht es nach VMware, so sollen möglichst bald alle Rechenzentren dieser Welt nur noch auf Grundlage von Software funktionieren: Die Vision heißt: Software-definiertes Unternehmen. Das kam auch während der Veranstaltung vForum 2014, die dieses Jahr in Darmstadt stattfand, deutlich heraus. Fast 2000 Teilnehmer und 530 Partner trafen sich, um mehr über die Vision und ihre Umsetzung zu erfahren.

Thomas Kühlewein, Vice President Central EMEA bei VMware, führte auf der großen Bühne in Darmstadt durch die Keynote. (Foto: Schlede)

Mit dem Darmstadium hatte sich die große Virtualisierungsfirma einen sehr schönen und modernen Kongress-Veranstaltungsort ausgesucht und so kamen dann auch knapp 2000 registrierte Teilnehmer ins hessische Darmstadt zu der Veranstaltung. Darunter laut Angaben des Veranstalters 1400 Endkunden und insgesamt die imposante Zahl von 530 Partnerunternehmen. So waren dann auch auf der gut besuchten Ausstellung, die der Veranstaltung angeschlossen war, die großen Firmen der Branche wie IBM, HP, Dell und T-Systems neben Netzwerkfirmen wie Cisco, Storage-Spezialisten wie NetApp und Sicherheitsfirmen wie Trend Micro vereint zu finden.

Zu viele IT-Ressourcen, um nur den Betrieb zu gewährleisten

Wie bei derartigen Veranstaltungen durchaus üblich, startet auch VMware mit einer Keynote, die von insgesamt drei Sprechern bestritten und von Thomas Kühlewein, Vice President Central EMEA bei VMware, moderiert und geleitet wurde. War das Motto der Veranstaltung mit dem Wahlspruch Amplify the possibilities noch weniger scharf umrissen, so zeigte, dass sich anschließend deutlich, dass sie ein Thema wie ein roter Faden durch die gesamte Veranstaltung und die Vorträge zog: VMware hatte nicht zuletzt mit Hilfe einer Studie festgestellt, dass die IT heute grundsätzlich immer noch zu viele ihrer Ressourcen in die Aufrechterhaltung des normalen Betriebs investieren („Keep the lights on“).

Diese Einschätzung wird auch durch eine Studie unterstützt, die den Pressevertretern am Nachmittag auf der Veranstaltung präsentiert wurde. Sie war vom Markforschungsinstitut Vason Bourne im Auftrag von VMware im März/April 2014 durchgeführt. Die Forscher befragten dabei 1800 Entscheider und 3600 Angestellte kleiner und mittelständischer Unternehmen, die unter anderem aus Deutschland und anderen europäischen Ländern wie Frankreich, den Niederlanden oder England, aber aus dem nahen Osten und Russland kamen.

Bob Schulz, Vice President Chief End-User-Computing Strategy Lead, betonte in seinem Teil der Keynote, wie wichtig der Mensch bei der Betrachtung des „End-User-Computing“ ist. (Bild: Schlede)

Die Kluft zwischen Business und IT weitet sich.

Eine sehr drastische Zahl aus dieser Studie wurde von Thomas Kühlewein schon in der Keynote am Morgen zitiert: Danach dauert die Bereitstellung eines neuen von einer der anderen Abteilungen angeforderten IT-Services in der Regel bis zu fünf Monate! Dies ist laut der Aussagen von VMware einer der Hauptgründe dafür, dass in immer mehr Unternehmen die Business-Bereiche regelmäßig auf IT-Dienste aus der Public Cloud zurückgreifen. Das geschieht an der Unternehmens-IT vorbei und die sogenannte „Schatten-IT“ wird immer stärker ein Teil vieler Unternehmen.

Oder wie Kühlewein es zusammenfasste: „Innovation wird über Kontrollverlust erreicht“. Zudem wird dadurch nach Ansicht der VMware-Vertreter die sowieso schon große Kluft zwischen dem „normalen Business“ und der IT immer weiter.

Einer Aussage der Analysten von Gartner, die Kühlewein ebenfalls zitierte, unterstreicht diese Situation ebenfalls mehr als deutlich: Danach werden in den meisten Firmen aktuell bis 70 Prozent aller Ressourcen der IT-Abteilungen dazu verwendet, die IT und die damit verbundenen Prozesse „einfach am Laufen zu laufen“. VMware erklärtes Ziel ist es nun, seine Kunden dahin zu bringen, dass die IT ein Verhältnis von 50/50 erreicht: Die IT-Mannschaft soll also unter anderem durch eine weitgehende Automatisierung dazu in die Lage versetzt werden, 50 Prozent ihrer Ressourcen für die innovativen Arbeiten einzusetzen. Genau das soll laut VMware mit Hilfe eines Software-Definied Datacenter möglich werden. Das ist dann ein Rechenzentrum, in dem neben den Servern auch die Speichertechniken und ganz besonders auch das Netzwerk virtualisiert zum Einsatz kommen.

Drei Phasen zum Software-Definierten Unternehmen

Der Weg zu einem derartigen Software-definierten Unternehmen führt laut VMware über drei Phasen: In der erste dieser Phasen geht es vor allen Dingen um die Konsolidierung mittels Maßnahmen wie der Server-Virtualisierung. Diese ist nach Aussagen von VMware bei den meisten Firmen bereits erreicht. Die zweite Phase, die sich Maßnahmen zu QoS (Quality of Service) und Automatisierung dreht, wurde laut Kühlewein ebenfalls bereits von einem Großteil der VMware-Kunden erreicht und im 9täglichen Betrieb umgesetzt. Die dritte und abschließende Phase soll schließlich zur Agilität und deutlichen Einsparungen bei den Betriebskosten durch einen ITaaS-Ansatz (IT as a Service) führen. Ein Ziel, dass noch nicht viele Firmen erreicht haben. VMware sieht den Einsatz der eigenen Produkte in diesem Zusammenhang auch genau aufgeteilt: Während die Firmen, die sich noch in den Phasen 1und 2 befinden zumeist mit den vSphere-Produkten arbeiten, sollen für die Kunden in Phase 3 in der Regel die vCloud-Produkte zum Einsatz kommen.

Bob Schulz: Es geht nicht um Geräte – es geht hier um Menschen

Der zweite Keynote-Sprecher war aus dem amerikanischen Hauptquartier angereist: Bob Schulz ist erst Anfang 2014 vom Konkurrenten Citrix zu VMware gewechselt und arbeitet dort nun als „Vice President Chief End-User-Computing Strategy Lead“. Er betonte in seinem Vortrag die Bedeutung der durch seine Firma getätigten Zukäufe der Firmen Desktone und Airwatch für die weitere Entwicklung des Bereichs End-User-Computing. Nicht unerwartet hob er dabei die aktuelle Software „Horizon 6“ für die Desktop-Virtualisierung hervor, die er als „echte Alternative zu XenApp“ bezeichnete. Aber auch die zur Verwaltung und Betreuung mobiler Endgeräte besonders in den USA sehr verbreitete Software von Airwatch erwähnte er explizit als eine Lösung, die es ermögliche den Nutzern die freie Wahl zu lassen, mit jedem beliebigen Gerät und jeder mobiler Plattform zu arbeiten während die IT zudem die Freiheit habe, ebenso unabhängig eine beliebige Deployment-Methode für diesen „mobilen Gerätepark“ einzusetzen. Es fasste seine Einstellung in dem Satz zusammen, dass es beim „End-User-Computing“ eben nicht um Geräte sondern um die Menschen gehe, die sie nutzen und damit arbeiten.

Die Keynote wurde mit einem Vortrag des EMEA Marketing Directors von VMware, Gilles Lunzenfichter abgeschlossen, der die Forderung sowohl an CIOs als auch an die Administratoren richtete, dass sie sich ernsthaft Gedanken darüber machen sollten, wie sie ihre Infrastruktur sowohl agiler als auch flexibler und sicherer machen könnten. Keine Frage, dass auch seine Ausführung die VMware-Idee eines Software-definierten Unternehmens als Lösung für diese Probleme präsentierte.

 Frank-Michael Schlede

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