Oracle-Datenbanken auf Hyper-V und Azure virtualisieren

7. Oktober 2013

Das Virtualisieren von Oracle-Umgebungen – vor allem der Datenbankversionen 11g und 12c – unter Hyper-V war bis zum Juni 2013 immer eine nicht offiziell unterstützte Angelegenheit. Daher habe es die meisten Firmen unterlassen, die Virtualisierungsvorteile auszunutzen, denn im Produktivbetrieb mit einer nicht interstützten Konfiguration zu agieren, darf sich kein Unternehmen erlauben. Umso interessanter ist die gemeinsame Ankündigung von Oracle und Microsoft, dass auf der Hypervisor-Plattform Hyper-V – und somit auch auf Windows Azure— die offizielle Unterstützung gibt: Die Oracle-Datenbanken 11g und 12 c sowie die Weblogic-Middleware lassen sich nun auf dem Hyper-V betreiben. Mittlerweile hat sich der Hyper-V bereits beinen Marktanteil von ungefähr 30 Prozent erarbeitet (für VMwares ESXi  reklamieren die Marktforscher etwa 52 Prozent) – wohl ein wichtiger Grund für Oracle, diese Plattform zu unterstützen. Wer das Virtualisieren von Oracle-Umgebungen anvisiert, sollte sich dazu zertifizierte Lösungsvorschläge ansehen, wie sie zum Beispiel mit „VSPEX for Virtualized Oracle“ zur Verfügung stehen.

Die Verwaltung von virtualisierten Oracle-Umgebungen bereitet Aufwand. Quelle: EMC

Auf „nicht virtualisierten“ Windows-Plattformen – also auf x86/x64-Servern mit Windows-Betriebssystemen – sind die Datenbanken aus dem Hause Oracle sind bereits seit langer Zeit zertifiziert. Es war allerdings schon immer aus technischer Sicht möglich, diese Datenbanken auch auf einem Hyper-V-basierten System mit Windows-Gastbetriebssystem zum Laufen zu bringen.

Doch bisher gab es für derartige Konfigurationen keinerlei Support für Unternehmen – und vor allem bei Datenbanken und Middleware wie dem Weblogic-Server zeigen sich Unternehmen sinnvollerweise als sehr zugeknöpft, was den Einsatz von nicht unterstützten Konfigurationen angeht.

Die Frage nach dem Support entscheidet

Denn nur auf sicher betriebenen und supporteten IT-Infrastrukturen lassen sich die entsprechenden Business-Applikationen – wie ERP- oder CRM-Systeme – dann vernünftig zum Einsatz bringen. Daher war für viele Microsoft-orientierte Unternehmen die fehlende Unterstützung der Oracle-Produkte für den Hyper-V ein großer Nachteil.

Doch mit der Ankündigung hat sich das geändert: Oracle hat seine Datenbank- und Middleware-Software für den Hyper-V 3.0 (der ab dem Windows Server 2012 zum Einsatz kommt) zertifiziert. Sicher wird man es bei Oracle lieber sehen, dass die Anwender virtuelle Instanzen seiner Datenbank und seiner Middleware auf der eigenen VM-Implementierung des Opensource-Xen-Hypervisors einsetzen.

Auch der Einsatz der Oracle-Datenbank und -Middleware auf Oracle-Linux (eine eigene Linux-Varianten von Oracle auf der Basis von Red Hat Enterprise Linux) würde bei Oracle für mehr Beifall sorgen. Doch viele Unternehmen, die Oracle-Datenbanken und Weblogic verwenden, wollen das in Windows-basierten Umgebungen machen.

„Azure ist gleich Hyper-V“

Um seinen Marktanteil bei Datenbanken auf Windows-Plattformen hoch zu halten, musste Oracle eine entsprechende Vereinbarung mit Microsoft machen- Ansonsten wäre es zu einer Erosion gekommen, denn immer mehr Anwender wäre dann womöglich auf den SQL Server von Microsoft umgestiegen. Und da auch immer mehr Windows-orientierte Unternehmen auf die Virtualisierung auf der Basis von Hyper-V setzen, war dieser Schritt dann für Oracle nur konsequent.

Da die Kompatibilität zu Hyper-V dann auch gleichzeitig bedeutet, dass die Oracle-Software damit auch für Microsofts Cloud-Angebot Azure zertifiziert ist, wurde diese Zertifizierung auch gleich von beiden Unternehmen verkündet. Damit zieht Microsoft Azure mit den Amazon Web Services (AWS) gleich, die bereits seit 2011 auf der EC2 Compute Cloud die Datenbank Oracle 11g laufen lassen können.

Auch aus lizenztechnischer Sicht haben nun Anwender die Möglichkeit, ihre bestehenden Oracle-Lizenzen mit in die Azure-Cloud zu nehmen. Zudem ist auch der Weg zurück – also von Oracle-Instanzen unter Azure, die dann zurück ins eigene Rechenzentrum des Unternehmens genommen werden sollen, möglich. Generell bietet Oracle für Azure dieselbe Flexibilität bei den Lizenzen wie es bei der Oracle Public Cloud auch der Fall ist.

Dabei werden allerdings die virtuellen Cores in der Cloud genauso behandelt wie die echten Prozessorkerne auf einem „Bare Metal“-Server – doch in den meisten Fällen ist in einem Cloud-Angebot ein virtueller Core nur ein Bruchteil eines physischen Ketrns – daher sollte man hier Vorsicht walten lassen.

Wer die Oracle-Middleware auf Azure einsetzen möchte, der benötigt in Produktivumgebungen auch den zugehörigen technischen Support zu Java und der Oracle-Middleware. Daher haben Microsoft und Oracle auch vereinbart, dass die offiziellen Java Entwicklungsumgebungen und Runtime-Bibliotheken in Oracle in der Microsoft-Cloud unterstützt werden. Damit müssen Anwender bzw. Entwickler nicht die OpenJDF-Versionen verwenden, die von Oracle nicht offizielle supportet werden.
Auf der Microsoft-Website ist aufgelistet, welche Oracle-Datenbank- und Websphere-Versionen auf Azure als vorgefertigte virtuelle Images zur Verfügung stehen.

Die Verwaltung von virtualisierten Oracle-Umgebungen bereitet Aufwand. Quelle: EMC

Virtualisieren von Oracle-Datenbanken

In vielen Einsatzfällen sind Oracle-Umgebungen als typische Silos in der physischen Infrastruktur konzipiert. Dabei ist für das Management und das Bereitstellen dieser Funktionen das Zusammenspiel mehrerer Teams in einem Rechenzentrum erforderlich.

Oftmals ist es dabei so geregelt, dass beim Einsatz einer Oracle-Instanz die Datenbank-Administratoren die alleinige Kontrolle über ihre Daten verlieren, weil diese Informationen mit anderen Prozessen im Rechenzentrumsbetrieb verknüpft werden müssen. Dazu zählen Prozesse wie Sicherung/Wiederherstellung, Speicherverwaltung oder das Thema Business Continuity (Ausfallsicherheit/Hochverfügbarkeit). Eine derartige Konstellation kann zu Problemen führen:

Es sind üblicherweise zusätzliche Investitionen in die Hardware nötig, zudem gilt es oftmals, nicht sonderlich effiziente und damit fehleranfällige Abläufe zu etablieren. Denn eine Grundregel gilt im Bereich der Datenbanken: Je mehr Kontrollmöglichkeiten und je mehr Einblick in die Daten und den Speicherbereich die Datenbank-Administratoren haben, umso effizienter können sie arbeiten.

Die meisten Unternehmen haben das Thema Virtualisierung bereits in einigen –meist weniger kritischen – Bereichen angegangen. Daher steht in vielen Fällen der nächste Schritt an: Das Virtualisieren der unternehmenskritischen Oracle-Umgebung. Hier sind allerdings erprobte Vorgehensweisen nötig, denn der Ausfall der unternehmenskritischen IT-Umgebung hat existenzielle Bedrohungen für die meisten Unternehmen zur Folge. Doch es muss nicht gleich der Komplettausfall der IT sein, es reicht in vielen Fällen schon, wenn die Antwortzeiten und der Datendurchsatz nach dem Umstieg in die virtuelle Welt nicht mehr zu den Anforderungen des Business passen.

Viele Datenbank-Administratoren haben die Befürchtung, dass nach dem Umstieg nicht mehr dieselbe Performance zur Verfügung steht. Zudem waren die Virtualisierungsoptionen und die zugehörige Unterstützung seitens Oracle auch stark eingeschränkt – und oftmals nur durch den Einsatz von kostspieligen und proprietäre Fremdsystemen zu realisieren

Doch beim Umstieg auf andere Hardware und womöglich sogar auf ungewohnte Verwaltungs-Tools für die neue Umgebung scheuen viele Unternehmen zurück. Auch das Thema Backup führte bisher zu einige Bedenken: Nur wer absolut sicher ist, dass er die Datenbanken sichern und auch komplett wiederherstellen kann, wird sich in die virtuelle Umgebung wagen.

Rainer Huttenloher

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