Hands-On: Erste Zweisockel-Server-Generation mit Haswell-Xeons

8. September 2014

Die Poweredge-Zweisockel-Modelle von Dell auf der Basis von Intels Haswell-Xeons (im konkreten Fall der Xeon E5-2695 v3) und dem Chipsatz Intel C610 punkten mit einer besseren Performance: Es sind nun pro physischer CPU bis zu 18 Kerne einsetzbar, die Basis-Taktrate der neuen Prozessor-Generation reicht bis 3,5 GHz (ohne Turbo). Dabei liegt die Stromaufnahme im Bereich von bis zu 145 Watt TDP pro Sockel. Bei diesen Systemen kommt erstmals auch DDR4-Arbeitsspeicher mit einer höheren Bandbreite zwischen CPU und Speichermodulen zum Einsatz. Dabei sollen laut Spezifikation bis zu 25,6 GByte/s (PC4-25600) pro Modul erreicht werden. Des Weiteren bietet der Poweredge R730 auch verbesserte Verwaltungsfunktionen per USB, NFC und Netzwerkschnittstelle. Redundante SD-Kartenslots erhöhen die Ausfallsicherheit im Bereich der Virtualisierung, zudem wurde die Bereitstellung von Firmware- und BIOS-Updates vereinfacht. Flexible Konfigurationen mit unterschiedlichen Massenspeicherkonfigurationen erhöhen dabei die Einsatzmöglichkeiten etwa im Bereich der Storage-Virtualisierung.

Mit der Präsentation der aktuellen Servergeneration bringt Dell im ersten Schritt fünf neue Systeme auf den Markt. Dabei sind jeweils ein Tower- sowie ein Bladeserver, sowie drei Rackmount-Server im 19-Zoll-Format vertreten. Exklusiv für NT4ADMINS hat Dell ein Testgerät des Poweredge R730 für einen Vorabtest zur Verfügung gestellt (Bild 1). Das System war dabei mit zwei Hauptprozessoren der aktuellen Modellreihe von Intel (Xeon E5-2695 v3) ausgestattet. Diese CPUs takten dabei mit 2,3 GHz (ohne Turbo) und weisen jeweils 14 physikalische Cores auf. Somit stehen insgesamt 56 logische Kerne (inklusive Hyper-Threading) für Rechenoperationen zur Verfügung.

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Bild 2. Die Betriebssysteminstallation lässt sich über die Unterstützung des „Lifecycle Controllers“ vereinfachen.

Der Hauptspeicherausbau beträgt in dieser Ausstattungsvariante 64 GByte (vier DDR-4-ECC-Module mit jeweils 16 GByte). Um die Ansteuerung der Massenspeicher kümmert sich ein integrierter Controller mit der Bezeichnung PERC S130. Dabei stehen insgesamt fünf SAS-Laufwerke im 2,5-Zoll-Format von Seagate (ST300MM006G) zur Verfügung. Die Kapazität einer HDD liegt bei 300 GByte, so dass beispielsweise in einer RAID-5-Konfiguration 1,2 TByte Gesamtkapazität erreichbar sind (ohne Sparedrive). Für Virtualisierungsumgebungen ist die Möglichkeit interessant, Hostbetriebssysteme wie etwa ESXi direkt von den integrierten SD-Karten zu booten.

Durch die erweiterten Möglichkeiten zur Bereitstellung, Konfiguration und Verwaltung will Dell sowohl in kleineren und mittleren Unternehmen als auch im Rechenzentrum punkten. Beispielsweise ist es etwa möglich, über die oberste der beiden Front-USB-Schnittstellen mittels eines entsprechenden Kabels (USB-A auf USB-A) eine direkte Verbindung (über das Netzwerkprotokoll TCP/IP) mit Notebooks herzustellen. Zudem unterstützen die Modelle der dreizehnten Generation bei Dell die Funktion „iDRAC Quick Sync“, um Statusinformationen via Near Field Communication (NFC) auf Smartphones anzuzeigen.

Installation des Testsystems

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Bild 3. Zusätzliche Verwaltungs- und Konfigurations-Features sind über ein Webinterface erreichbar, hier müssen die benötigten Anmeldedaten zur Verfügung stehen.

Um eine Grundinstallation vorzunehmen, sind unterschiedliche Methoden machbar. Zu einen können Virtualisierungs-Hostsysteme direkt von der integrierten SD-Karte gebootet werden. Zum anderen ist es möglich, die Installation über den sogenannten „Lifecycle Controller“ vorzubereiten und durchzuführen. Alternativ installieren die Systembetreuer die benötigten Serversysteme direkt von einem entsprechenden. Installationsmedium (DVD oder USB-Stick). Zudem könnten die Administratoren Installationsvorgänge mittels der PXE-Boot-Funktion starten, um beispielsweise Windows-Serverbetriebssysteme über das Netzwerk zu verteilen.
Das Labteam zog es vor das Betriebssystem „Windows Server 2012 R2 Datacenter“ mittels Unterstützung des Lifecycle Controllers aufzuspielen.

Dabei war es nötig direkt nach dem Start des Servers das passende Menü über die Taste F10 aufzurufen. Hier standen verschiedene Optionen zur Konfiguration des Systems bereit. Unter anderem sind unterschiedliche RAID-Level (RAID-0, -1, -5, -6) für die Massenspeicherverwaltung oder IP-Adresskonfigurationsoptionen für die iDRAC-Schnittstelle der achten Generation (Integrated Dell Remote Access Controller 8) verfügbar. Hier definierte das NT4ADMINS-Team einen Festplattenverbund (RAID-5) und startete den Installationsassistenten über den Menüpunkt „BS-Bereitstellung“ wie in Bild 2 zu sehen.

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Bild 4. Das Hauptmenü des iDRAC-Webmenüs stellt viele Funktionen bereit, hier wird beispielsweise ein Problem mit der Stromversorgung angemahnt.

Verschiedene Startmodi für UEFI- oder BIOS-Boot-Vorgängen konnten angewählt werden, zudem ist im Pull-Down-Menü eine Liste der unterstützten Betriebssysteme aufrufbar. Das besondere hierbei: Die benötigten Treiber (etwa für den Massenspeicher) wurden automatisch bereitgestellt. Danach wurde das NT4ADMINS-Team aufgefordert, den passenden Installationsdatenträger einzulegen (DVD mit Windows Server 2012 R2 Datacenter) und nach Eingabe der Lizenzinformationen, sowie des Anmeldekontos war die Installation abgeschlossen. Nun folgten noch einige Treiberinstallationen (Chipsatz) und Firmware- sowie Bios-Aktualisierungen.

Webinterface für Administratoren

Mittels einer dedizierten LAN-Schnittstelle (Rückseite links) ist der Zugriff auf ein Webinterface realisiert. Diese Netzwerkschnittstelle mit der Bezeichnung „ iDRAC“ konnte die benötigten IP-Adressen entweder per DHCP beziehen oder auch manuell zugewiesen bekommen. Danach war ein Zugriff aus das iDRAC-Menü möglich, eine Eingabe der entsprechenden IP-Adresse öffnete das Anmeldefenster (Bild 3). Hier war eine Authentifizierung nötig, zunächst mit den Standardwerten (Benutzer: „root“, Kennwort: „admin“). Um die Sicherheit zu erhöhen, wählte das NT4ADMINS-Team im folgenden Dialog die Möglichkeit, eigens definierte Anmeldedaten anzugeben.

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Bild 5. Auch ein direkter System-Zugriff auf den Server ist über die iDRAC-Konsole möglich.

Das folgende Hauptmenü bot den Administratoren viele wichtige Funktionen und Informationen. Das iDRAC-Menü gliederte sich dabei in zwei Bereiche. Auf der linken Seite befanden sich die unterschiedlicheren Menüpunkte, die entsprechenden Detailinformationen wurden im rechten Bereich angezeigt. Nachdem das Labteam die Stromversorgung eines der beiden verbauten Netzteile kappte, wurde sofort die entsprechende Fehlermeldung im Webinterface sichtbar, wie Bild 4 zeigt.
Auch Protokolle, Lüfterdrehzahlen, CPU-Auslastung konnten angezeigt werden. Somit stellt dieses Webinterface eines der ersten Anlaufpunkte für Administratoren dar, falls auf den Servern Probleme auftreten sollten. Zudem setzt das System bei einer entsprechenden Konfiguration Emails an die Systembetreuer ab, falls Fehler auftreten sollten. Besonders hervorzuheben ist auch die Funktion „Virtuelle Konsole“, hier verbinden sich Systembetreuer auf die Installierten Betriebssysteme und können so direkt manuelle Aufgaben oder Wartungen durchführen, ganz so als würden sie vor dem System sitzen. Beispielsweise war es so möglich, die Installation der benötigten Windows-Updates manuell zu starten (Bild 5).

Zusätzliche Installationsfunktionen mittels der Front-USB-Schnittstelle

BildNeue Funktionen im Bereich der USB-Verwaltungsschnittstelle erleichtern die täglichen Administrator-Arbeiten. Je nach Einstellung der Frontschnittstelle im iDRAC-Menü (Bild 6) können beispielsweise die Systembetreuer Wartungsaufgaben wie etwa Grundinstallationen  vornehmen, ohne eine direkte Verbindung ins Produktiv- oder Management-Netzwerk zu benötigen. Diese USB-Schnittstelle ermöglicht es zudem, vorbereitete Aufgaben wie Betriebssysteminstallationen oder Firmware-Updates automatisiert beim Start aufzuführen.

Die entsprechenden Anweisungen werden dem System per XML-Datei, die auf dem USB-Stick bereitgestellt wird, mitgeteilt. Das direkte Verteilen benötigter Installation-Images (etwa im ISO-Format) ist direkt über USB nicht implementiert. Hier müssen die Systembetreuer beispielsweise auf PXE-Boot-Funktionen zurückgreifen und diese Vorgänge per Netzwerkschnittstelle durchzuführen.

Zusammenfassung

Mit der aktuellen Modellreihe steigert Dell sowohl die Performance durch Einsatz neuer CPUs und DDR-4-Hauptspeicher, als auch die Verwaltbarkeit der Systeme. Systemfehler oder Warnungen lesen die Systembetreuer im Rechenzentrum entweder über das Management-Netzwerk oder mittels portablen Geräten wie Notebooks oder Smartphones per NFC oder USB aus.
Am Gehäusedesign wurden nur kleinere Korrekturen vorgenommen, etwa sitzt der rückwärtige Transportgriff einige Millimeter nach oben, um den Systembetreuern einen besseren Zugriff auf die Onboard-Netzwerkschnittstellen zu ermöglichen. Neben einem Tower- und einem Blade-Systemen stehen insgesamt drei Rackmount-Systeme bereit. Alle Systeme lassen sich in verschiedenen  Ausführungen konfigurieren. So ist es beispielsweise möglich, unterschiedliche CPU- und Hauptspeicherkapazitäten mit unterschiedlichen Massenspeichern (HDDs und SSDs) zu kombinieren.

Das erhöht die Flexibilität, und bietet weitere Einsatzmöglichkeiten wie etwa als Firewall-Systeme, SAN-Systeme oder im Bereich Storage-Virtualisierung. Neben Verwaltungs- und Wartungsfunktionen wie iDRAC in der Version 8 punktet das System auch im Umfeld der virtuellen Maschinen. Hier sind etwa die redundant vorhandenen SD-Karten-Slots  für Hostbetriebssysteme wie ESXi zu nennen. Ebenfalls positiv sind die erweiterten Funktionen für Betriebssysteminstallationen. So werden benötigte Treiber vom Lifecycle Controller zur Verfügung gestellt, oder Firmware-Updates von den Administratoren remote oder mittels der USB-Verwaltungsschnittstelle eingespielt. Die Systeme sind laut Dell ab dem 9.9.2014 auf der Herstellerseite verfügbar. Weitere Testläufe im Bereich Storagevirtualisierung werden im NT4ADMINS-Testlabor in Kürze durchgeführt. Dabei wird im konkreten Anwendungsfall die SANsymphony-V10 vom Hersteller Datacore zum Einsatz kommen.

Florian Huttenloher

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